2: Wir sind Bergedörfer.

In diesem Szenario stehen die einzelnen ländlichen Dörfer und städtischen Quartiere des Bezirks im Mittelpunkt des Geschehens. Die Unterschiedlichkeit der einzelnen Ortsteile wird zum Programm – der Bezirk wird dadurch noch vielfältiger!…weiterlesen…

Illustration @ Britta Kussin
Fotos @ Claaspics

Bergedorf ist ein Landkreis in der Großstadt mit einem urbanen Zentrum, Bergedorf sind urbane kleinstädtische Wohngebiete, Bergedorf sind auch Dörfer in großzügiger Kulturlandschaft – in Bergedorf findet jeder seinen Platz! 2035 zeichnet sich der Bezirk durch eine Vielzahl von selbstverwalteten und mit eigenem Haushalt ausgestatteten Bergedörfern aus: jedes auf seine Art eigen, die Gemeinschaft in jedem stark, in den jeweiligen Zentren von allen konzentriert sich das Zusammenleben. (…vollwertig mit attraktiven Wohnungen, wohnortnahen Arbeitsplätzen, vielfältiger Nahversorgung und Bildungs–, Kultur– und Freizeitangeboten.) Bergedörfer zeichnen sich durch eine hohes Maß an kollektiver Mitbestimmung, transparenten Entscheidungsprozessen und demokratischer Vielfalt in den Gemeinschaftszentren aus – so wird darüber verhandelt, wie und ob Wachstum stattfindet und mit welchen Qualitäten. Wirtschaft hat einen starken lokalen Bezug: lokale Produkte, inhabergeführte Geschäfte, ansässige Unternehmen oder Landwirtschaftsbetriebe haben nach wie vor hohen Stellenwert; neue wirtschaftliche Kooperationsmodelle und gemeinwohlorientierte Produktion haben Konjunktur, es bilden sich z.B. Genossenschaften für eine neue Dorfbrauerei in Ochsenwerder, alternative solidarische Landwirtschaftsgärten oder für die Wiederbelebung von brachliegenden Hofstellen in den Vier- und Marschlanden.

Jedes der Bergedörfer baut aus und schafft sich sein eigenes individuelles Profil, z.B.…

…gewinnen die beiden urbanen Zentren von Bergedorf und Lohbrügge wieder an Strahlkraft, gerade für das Umland. Hier finden sich viele verschiedene Nutzungen und Angebote, für die früher noch in die Hamburger Innenstadt gefahren werden musste. Sie werden zu dynamischen Hauptzentren und Mitten für den Lebensalltag der Menschen aus der Region.

…wird der Schleusengraben ein Mekka für lokales Handwerk, Produktion und Wissensökonomie. Neue innovative Ansätze bei der Herstellung und Verarbeitung lokaler Produkte werden hier entwickelt. Diese Produkte werden direkt in den Markthallen für lokale Produkte vertreiben.

…liegt mit der HAW weiterhin ein innovativer Forschungsstandort im Herzen des Bezirks. Hier werden Zukunftstechnologien entwickelt, von denen auch die vielen Bergedörfer direkt profitieren können. Neue Forschungsprojekte beschäftigen sich zum Beispiel mit zukunftsfähigen Anbaumethoden und dem Einsatz von Robotern in der Landwirtschaft, getestet wird in den Vier- und Marschlanden.

…ist in Kirchwerder die neue Schule ein Ort für Alle. Neben Schulalltag werden andere Nutzungen (z.B. Café, Bibliothek, Beratungsangebote, Co-Working-Spaces, Restaurant, Kurse) auch von den Bewohnern und Bewohnerinnen genutzt.

…haben sich das Bildungsinformationszentrum des Gartenbaus, die Kita und das Gemeinschaftszentrum in Fünfhausen zu einem Bildungs- und Gemeinschaftscampus zusammengeschlossen. Mit der Verknüpfung beruflicher und frühkindlicher Bildung sowie den Angeboten aus dem Gemeinschaftszentrum finden die Bewohnerinnen und Bewohner von Fünfhausen vielschichtige Möglichkeiten sich einzubringen und Neues zu erlernen.
Und jedes der Bergedörfer ist nicht allein, z.B.

…setzt Neuallermöhe auf sein Netz aus Grachten; neue Verbundlinien auf dem Wasser werden ausgebaut zum Schleusengraben und den Vier- und Marschlanden, die nicht nur im Alltag genutzt sondern auch zum Tourismusmagnet werden. »Wasserstadt« wird zu einem Thema, das Bergedörfer verbindet.

In den vielfältigen Bergedörfern ist es gelungen, Altgewachsenes und Tradition in die Zukunft zu transformieren. So sind die alten Dorfkerne in den Vier- und Marschlanden mit selbstfahrenden Shuttles verbunden und gut erreichbar. In den Schulen der Zukunft mischen sich verschieden Lebenswelten, sie sind Lernort und Dorfgemeinschaftszentrum zugleich.

2035 setzt sich Bergedorf aus vielen unterschiedlichen Kernen, die ihre vielfältigen Qualitäten stärken konnten, zusammen. Bergedörfer sind aber keine "gallischen Dörfer" – trotz ihrer Autonomie zeigen sie sich kooperativ und schmieden zu wichtigen Themen, die alle Bergedörfer angehen, Allianzen. In alljährlichen Bezirkskonferenzen werden die Grundwerte für Bergedorf diskutiert und beschlossen. Zudem sind die einzelnen Bergedörfer durch alternative Mobilitätskonzepte – Wassertaxis, ausgebaute Rad- und Fußwege, selbstfahrende Shuttles – hoch erschlossen und hervorragend miteinander verbunden. 2035 können die lokalen Identitäten der vielen verschiedenen Bergedörfer wirklich erlebt werden. Und deshalb ist Bergedorf inklusiv! Viele Dörfer werden gemeinsam eins.

Welches Zukunftsszenario verspricht ein besseres Bergedorf?
Welche Möglichkeiten bieten sich?

 

Kommentare

Kommentar zum Szenario: 
Gefällt mir schon sehr gut. So behält jedes Wohngebiet seine positiven Eigenschaften und kann diese noch ausbauen und verbessern. Die Bewohner sprechen mit und es wird einem nichts übergestülpt von Menschen die hier nicht wohnen. Trotzdem kein Stillstand, sondern Fortschritt aber im eigenen Tempo.

Kommentar zum Szenario: 
Das Szenario ansich ist gut. Es gibt den Bewohnern der Bergedörfer die Chance ihre Umgebung selbst zu entwickeln. Es sollte hierbei jedoch nicht zum Wettstreit um das tollste Bergedorf ausufern.

Kommentar zum Szenario: 
Kleinteiliges Denken ist doch keine Option auf die Zukunft! Wie soll das denn zusammen gehören?

Kommentar zum Szenario: 
Unterzentren sind für die Nahversorgung und die Bildung von Gesellschaft sehr wichtig.

Kommentar zum Szenario: 
Das Szenario klingt am vernünftigsten. Bergedorfer sind es gewohnt, dass sie Hamburg nicht benötigen und man wohnt hier gerade wegen der Natur, Landschaft, und dörflicher Idylle. Das gilt es zu erhalten und Auszubauen. Dazu gehört „Altes“ zu fördern und Bergedorfs Altstadt mit der richtigen Mischung aus Infrastuktur auszubauen um sie wieder liebenswerter zu gestalten Ein Ghetto, wie das geplante Oberbillwerder gehört keinesfalls nach Bergedorf. Die Menschen hier wollen solche Bausünden zu Lasten der Natur nicht. Neubauen sollen kleingehalten werden, Wasserwege und Kanäle können sinnvoll genutzt werden. Für Bergedorf können viele holländische Kleinstädte als Vorbild gelten aber nicht Berlin.

Kommentar zum Szenario: 
Es wäre sicher ganz gut, wenn "das Alte" nicht verschlagwortet würde, sondern es eine Definition gäbe, worin es erkennbar wird. Dann würde klarer, was der Förderungswunsch bedeutet. Oberbillwerder wird ein Stadtteil des Bezirks. Dort würden Menschen wohnen. Das hat mit dem Begriff Ghetto nichts zu tun. "Oberbillwerder gehört keinesfalls nach Bergedorf" ? Was meint der Autor damit? Dort soll es ja auch gar nicht hin! Es wird über die steigenden Mieten geklagt, aber neue Wohnungen soll es nur in geringer Zahl geben, kein Widerspruch?

Kommentar zum Szenario: 
Mir gefällt das Konzept der Dezentralisierung und Selbstverantwortung sinnvoll.

Kommentar zum Szenario: 
Mir gefällt das Konzept der Dezentralisierung und Selbstverantwortung . Es ist sinnvo. Dann sind die Sünden der Wegrationalisierung von Begegnungszentren wie z.B. im Rappoltsweg (Lohbrügge) zu Gunsten von Bauverdichtung von 6-Stöckigen Häusern von nicht-ortsansässigen Eigentümern nicht mehr möglich.

Kommentar zum Szenario: 
Die Vision hört sich auf den ersten Blick gut an. Im Kleinen soll den Bergedörfern mehr Autonomie zugestanden werden. Wird dies auch bei kritischen Großprojekten wie Oberbillwerder zum Tragen kommen? Wird der Senat bei vehementer Gegenrede, basierend auf fundierten Gegengutachten verschiedener Experten, die Entscheidung aus der Hand geben? In solchen Momenten werden sich die engagierten Stadtteilbewohner wieder unmündig fühlen und sich verständlicherweise enttäuscht zurückziehen. Nach dem Motto: Auch mit den besseren Argumenten kommt man gegen die da oben nicht weit.

Kommentar zum Szenario: 
Warum die Kommentierung den einzelnen Szenarien zugeordnet ist habe ich nicht verstanden. Da ich im Szenarion BergeDörfer mitgemacht habe, hinterlasse ich hier meine Kommentierung. Einschätzung des Workshops, Teil der Phase 2 Vorbereitung: Ja es war eine gute Vorbereitung, eine angenehme Atmosphäre, sowie leckerer Versorgung. Dank an die Organisatoren. Ergebnisoffen? Im Prinzip war der Workshop ergebnisoffen. Alerdinge gab es zwei große Interessengruppen (Behörde und Gegner Oberbillwerder), dazu ausführliche Presseinformationen zur geplanten Gestaltung Oberbillwerder, sowie Vorgaben seitens der Workshopleitung, ca. 50 Karten mit ermittelten Trends von Urbanisierung über Mobilität bis Nachhaltigkeit. Somit kamen erst an letzter Stelle eigene Wünsche und Vorschläge der Teammitglieder. So waren in unserer Gruppe 24 Karten aus der Vorgabegruppe und 14 Karten aus der Arbeitsgruppe. Ergebnis: Ein Supererlebnis, was mir viel Spaß gemacht hat. Ich hatte allerdings erwartet, das wir in der Arbeitsgruppe mehr festhalten, was wir in unseren Dörfern lieben und warum. Was wir in unseren Dörfern schlecht finden und warum. Was wir uns darum zukünftig wünschen. Ja vieles davon wurde diskutiert, aber aus meiner Sicht außer bei den Wünschen (Ausmalung der Zukunft) nicht festgehalten. Somit ist das Ergebnis bestimmt über 80% Übereinstimmung mit den vorgestllten Gestaltungsmerkmalen für Oberbillwerden Und den Ergebnissen des Workshop. Damit wurde es für mich zu einer gefühlten Alibi Veranstaltung für Oberbillwerder, an der ich mich jetzt letztmalig beteilige. Meine Haltung zur Zukunftswerkstatt. Am Beispiel Mobilität = Autoarmer Stadtteil, Viele reden davon und immer wieder wird es gewünscht. Meine Subjektive Sicht. Beim Workshop gab es vielleicht fünf Fahrräder und einen vollen Parkplatz. Ich nehme an, einige sind auch mit Öffentlichen Verkehrsmittel gekommen. Das ist die Realität. OK Träumen darf man. Oder in meinem Stadtteil, Neuallermöhe. Da war so etwas auch angedacht und nun werden Autos abgeschleppt, weil zu viele im Halteverbot parken (müssen?). Ich halte es da eher mit Antoine de Saint-Exupéry Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommele nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre den Männern die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. Wenn ich wirklich einen autoarmen Stadtteil haben will, muss wirklich etwas tolles, eine Sehnsucht wecken, dort bewußt hinzuziehen, wie Z.B. Kostlose HVV Nutzung, kostenlose Nutzung von Sharing für Fahrrad und Auto. Dazu müßte aber Mobilität als öffentliche Aufgabe verstanden werden, nicht als eine gewinnabwerfende Funktionalität. Ich schätze aber, alle heutigen Vorstellungen, werden durch das autonome Fahren schnellsten überholt werden. Denn die Zukunft gehört nicht den Autobahnen, sondern den Datenbahnen. Ja, einiges würde ich anders machen. Aber würde es dadurch besser werden. Ich vertraue auf die Mehrheit bei Entscheidungsfragen ja oder nein. Aber bei Qualitätsfragen vertraue ich keiner Mehrheit, da kommen nur schlechte Kompromisse heraus. Hier kann es nur einen verantwortlichen Kreativen geben. Geht es um die Fragen, wie wecke ich die Sehnsucht zum Gesund leben mit Teilhabe und Nachhaltigkeit, oder für die Verbindung Famile, Freizeit und Arbeit, oder Lebensstile mit lebendiger Nachbarschaft, oder oder. Wo Begeisterung ist, läßt sich alles erreichen. Hierfür werde ich mich angagieren. Hans Ruzanska

Kommentar zum Szenario: 
Die Bergedörfer machen die Sehnsucht der Menschen aus dem Bezirk Bergedorf nach überschaubarer Kleinteiligkeit und enger Zusammengehörigkeit deutlich. Die weiter und enger wachsende städtische Ballung wird dieses Bild überrollen. Es wäre großartig, wenn ein wesentlicher Teil dieses Szenarios gerettet werden kann.

Kommentar zum Szenario: 
Ich halte es mit dem Spruch: "Think global, act local". Damit wir in Bergedorf wieder mehr Eigenständigkeit erhalten und eine wirkliche Bürgerbeteiligung möglich ist, müssen wir erreichen, dass die Einheitsgemeinde (ein Relikt aus der Nazi-Zeit) aufgehoben wird, das Haushaltsrecht geändert wird und die Bezirke eigene Budgets erhalten, über die die Bürger mitbestimmen dürfen (hierfür bedarf es eines Finanzausgleichs zwischen verschiedenen Bezirken). Mitbestimmung fördert das Interesse an Politik, bildet und kann zu sehr guten Ergebnissen führen. Hätten Bürger mehr Mitbestimmung und Kontrollrechte (Finanzprüfungskommission), wäre so ein Drama wie das der HSH-Nordbank sicher nicht passiert, ebensowenig diefür HH 600 Mio teure Fahrrinenanpassung, Steuergelder würden mit Sicherheit sinnbringender eingesetzt. Bei mehr kontinuierlicher Mitbestimmung über direkte Demokratie (z.B. mitttels systemischer Konsensierung bei zu fällenden Entscheidungen) würden Bürger interessiert, motiviert und mitverantwortlich an der Gestaltung ihres Umfeldes mitwirken und das Bezirksamt könnte sich nicht mehr darauf berufen, dass es nur ausführendes Organg der Vorgaben des Senates ist. Also müssen wir erst einmal die Bedingungen dafür ändern, dass wir ein Konzept wie dieses umsetzen können. Setzen wir uns ein für die Stärkung kommunaler Rechte. Vielleicht ist das ja letzten Endes auch im Sinne der Politik und Verwaltung Bergedorfs. Über einen Kommentar von dieser Seite würde ich mich sehr freuen.

Kommentar zum Szenario: 
Das Szenario gefällt mir am besten. Die Eigenständigkeit und Besonderheiten der vielen unterschiedlichen "Bergedörfer" wird gestärkt und führt zu mehr Identifikation mit dem Stadtteil/Viertel. Ohne das sich diese voneinander abgrenzen, sondern ganz im Gegenteil eng miteinander vernetzen und zusammen wachsen. Daraus sollte sich mehr Engagement und Verantwortungsbewustsein der dort lebenden Bevölkerung für Ihren Stadtteil entwickeln und den Ursprung eines "dörflichen" Charakters erhalten und widerspiegeln. U. a. auch in mehr ehrenamtlichem Engagement. Das wird sich sicher stärker in den dörflichen Regionen der Vier-u.Marschlande widerspiegeln, kann und sollte aber auch die Stadtteile in Bergedorf beleben. Insbesondere können die städtischen Bereiche durch qualitatives Wachstum eine besondere Stellung für den ganzen Bezirk und innerhalb Hamburg darstellen wenn man das richtig macht. Bestehende Stadtteile aufwerten ist viel besser als neue autarke Städte wie Inseln auf der grünen Wiese zu bauen (siehe Oberbillwerder). Allerdings glaube ich das keines der 3 Szenarien sich annähernd auch nur in Teilen innerhalb der nächsten 15 Jahre erkennbar entwickeln läßt. Dazu ist m.E. ein Zeithorizont von mind. 50 Jahren einzuplanen. Im großen und ganzen sind das alles 3 "Hirngespinste" und Visionen die stark an der Realität vorbei gehen.

Kommentar zum Szenario: 
Ich möchte, dass Bergedorf ein Bezik für alle bleibt. Deshalb muss der Wohnraum, der neu geschaffen wird, auch für alle sein. Im Moment sehe ich die Bergedörfer dahingehend sich ändern, dass bei allen derzeitigen Wohnungsbauprojekten fast ausschließlich Wohnungen im gehoberen Preissigment gebaut wird. Ich möchte, dass Bergedörfer für alle da ist und jeder sich in seinem "Bergedorf" (Stadtteil) eine Wohnung leisten kann und sich jeder dort wohl fühlt. Dazu gehört auch, dass jeder Stadtteil seinen eigenen Charakter, wie zum Beispiel Neuallermöhe als Wasserstadt, Lohbrügge als Sportstadt, noch mehr herausstellt und Möglichkeiten für alt und jung geschaffen werden, sodass man auch mal abends nicht in die Hamburger Innenstadt fahren muss, um ein Café, Disco, Bar etc. zu besuchen. In jedem Stadtteil benötigt man dazu auch mehr kulturelle Angebote.